Banda Internationale
Neue Heimatmusik
Die Brassband Banda Internationale spielt mit interkulturellen Klängen lautstark gegen Rassismus und Ausgrenzung an und beweist, dass Musik ein Schlüssel zur Inklusion ist.
Man muss es eigentlich überhaupt nicht erklären, denn man kann es selber sofort hören, sehen und spüren. Wenn Banda Internationale die Bühne betritt und zu spielen beginnt, dann klingt dieser Sound nach prallem Leben. Oder genauer: nach einem viel pralleren Leben, als eine einzige Kultur dies je bieten könnte.
Die Dresdener Band begann ihre musikalische Reise 2001 unter dem Namen Banda Comunale und machte schon damals Anleihen bei Klängen aus den Krisenregionen der Welt, ob Nordafrika, Balkan, Naher Osten, Kolumbien, West-, Ost- und Zentralafrika oder Osteuropa. Die Zeitgeschichte verlieh diesem Sound dann eine stetig wachsende Relevanz, denn zum einen fanden in Dresden regelmäßig PEGIDA-Versammlungen statt, zum anderen suchten immer mehr geflüchtete Menschen dort ein neues Zuhause.
Die Band bezog Stellung: Sie trat mit vielen Konzerten gegen den Hass von PEGIDA und die „Nein-zum-Heim“-Initiativen an und spielte in Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete. Damals, 2015, beschloss Banda Comunale, einen Schritt weiter zu gehen und geflüchtete Musiker in ihr Kollektiv aufzunehmen, um ein noch deutlicheres Zeichen gegen Rechtsextremismus, Vorurteile und Ausgrenzung zu setzen. Inzwischen spielen rund 20 Mitglieder, darunter Musiker aus Syrien, Palästina, dem Irak, Schottland, Italien, Russland und Polen, unter dem veränderten Namen Banda Internationale zusammen.
„Unser großes, gemeinsames Ziel war es, Heimatmusik neu zu interpretieren, Herzen zu öffnen, Vorurteile und Ressentiments abzubauen und zur Verständigung zwischen neuen und alteingesessenen Sachsen, Deutschen, Europäern beizutragen“, erklärt die Band, die seitdem bereits über 300 Konzerte gegeben hat, zum Beispiel beim Heimatsound Festival in Oberammergau, beim Kunstfest in Weimar oder bei den Jüdischen Achava-Festspielen im Thüringischen Landtag.
Banda Internationale spielte ganz bewusst auch an Orten wie Freital, Bautzen oder Plauen, wo sich die Fremdenfeindlichkeit in rechtsextremen Gewalttaten entladen hatte. Um diesem Hass möglichst früh entgegenzuwirken, widmet sich das Kollektiv seit einigen Jahren auch der Zusammenarbeit mit Jugendlichen. In Sachsen führten die Musiker beispielsweise Workshops in Schulen und soziokulturellen Einrichtungen durch und initiierten ein Bandprojekt mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten.
Bei aller Verbundenheit mit Sachsen blickt Banda Internationale jedoch durchaus über den Tellerrand: 2018 reisten einige der Musiker nach Burkina Faso – das Herkunftsland von Ezékiel Wendtoin, damals Sänger der Band. Er initiierte dort zusammen mit anderen den Bau einer Schule in Ouagadougou, die im Herbst 2021 eröffnet wurde. Banda Internationale konnte den Oberbürgermeister von Dresden dafür gewinnen, das Projekt finanziell zu unterstützen.
Zahlreiche Institutionen und Musiker-Kollegen haben das Engagement der Band aufgegriffen und weiter vorangetrieben. Durch Kooperationen mit den Landesbühnen Sachsen, der Dresdner Hochschule für Musik, der Philharmonie Dresden, dem Staatsschauspiel Dresden und Musikern wie Sting, Smudo, BAP oder Yo Yo Ma konnten die geflüchteten Bandmitglieder zusätzlich vielfältige Erfahrungen sammeln und weitere Wurzeln in der neuen Heimat schlagen.
Banda Internationale erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen. 2016 belegten die Musiker zum Beispiel den 1. Platz beim Sonderpreis für Projekte zur kulturellen Teilhabe geflüchteter Menschen, initiiert vom Kulturstaatsministerium der Bundesregierung, und 2017 erhielten sie den Deutschen Förderpreis für Weltmusik in Rudolstadt. Der Erfolg dieser Band liegt sicherlich darin begründet, dass alle gleichermaßen von diesen musikalischen Sternstunden profitieren. „Banda Internationale macht vielen Menschen Mut – den Refugees, aber auch den Dresdnern, Sachsen und Deutschen, die sich für eine Willkommenskultur stark machen und einsetzen“, resümiert die Band.
Den Heimatbegriff zu überdenken, zu erweitern und neu zu interpretieren – dies ist eine Herausforderung, der sich unsere Gesellschaft nicht nur in Ostdeutschland, sondern überall heute mehr denn je stellen muss. Während die Debatten darüber mühsam und oft von Hetze in den sozialen Medien begleitet sind, macht der Sound von Banda Internationale auf ganz unmittelbare Weise deutlich, dass kulturelle Öffnung frische Luft einströmen lässt – und auf jeden Fall für viel bessere Heimatmusik sorgt!
Introbild:
[Foto: © Moritz Schlieb]
Spenden:
Banda Internationale verzichtet auf Spenden und bittet stattdessen um Unterstützung für die Seenotrettung der Mission Lifeline:
https://mission-lifeline.de/spenden/
Infos: