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Peace of Paper

Kollektive Kreativität

Gemeinsam gestalten: Durch Stempel- und Siebdruckworkshops ermöglicht „Peace of Paper e.V.“ geflüchteten und einheimischen Menschen eine besondere Art der Interaktion.

 

Aller Anfang ist angeblich schwer. Wenn sich Menschen verschiedener Kulturen begegnen und Sprachbarrieren der Kommunikation zunächst im Weg stehen, ist der Anfang zumindest nicht leicht – es sei denn, man schafft Raum für einen kreativen Dialog. Der gemeinnützige Verein Peace of Paper e.V. in München veranstaltet zu diesem Zweck Workshops, bei denen die Teilnehmer:innen Stempelmotive entwerfen, schneiden und drucken. Anschließend entstehen auf Basis dieser grafischen Formen im Siebdruckverfahren Geschenkpapiere und Karten. „Das Entwerfen und Drucken der Stempel ist eine einfache Technik, die es Menschen aller Sprachen und Heimatländer einfach macht, gemeinsam kreativ tätig zu sein, sich auszutauschen, Spaß zu haben und sich nebenbei kennenzulernen und zu vernetzen“, erklärt das Team.

Die Stempelmotive werden aus Moosgummi geschnitten

Beim Schneiden der Stempelmotive kommt Moosgummi zum Einsatz, da es sich leicht mit Scheren bearbeiten lässt. Feinere Details kann man sogar einfach per Kugelschreiber vertiefen, wodurch sich mehr gestalterische Freiheiten ergeben. Zu Beginn des Projekts wurden die fertigen Moosgummi-Stücke auf Pappe geklebt, inzwischen verwendet das Team als Trägermaterial Hartschaum, sodass sich die Stempel beliebig oft abwaschen und wiederverwenden lassen.

 

Trotz der Heterogenität der individuellen Entwürfe sorgen die genutzten Werkzeuge für eine gemeinsame Formensprache. Auf diese Weise wird auf der visuellen Ebene ganz unmittelbar erfahrbar, dass Diversität und Zusammengehörigkeit kein Widerspruch ist. Außerdem gibt es bei den Workshops immer wieder Themen, die von allen bearbeitet werden, zum Beispiel bestimmte Tiere oder das menschliche Auge. Dabei bringt jeder seine individuelle Formensprache und seinen kulturellen Hintergrund ein. Wenn diese Motive dann zusammen auf die Geschenkpapiere gedruckt werden, kommt das Thema Vielfalt auf plakative Weise zum Ausdruck.

 

Per Siebdruck entstehen die Geschenkpapiere

Aus Sicht der Initiator:innen dienen diese gemeinsamen Aktivitäten einer demokratischen Gesellschaft, in der Geflüchtete und Einheimische vorurteilsfrei voneinander lernen. „Unser Leitbild ist ein von Menschlichkeit, Gleichberechtigung, gegenseitigem Respekt und Toleranz geprägter gegenseitiger Umgang, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Religion, und ebenso unabhängig von politischen, wirtschaftlichen und religiösen Institutionen“, erklären sie.

 

Peace of Paper startete 2015 als Initiative und gründete 2019 den gleichnamigen Verein, der inzwischen 7 Vorstände und einige feste Mitglieder hat, die in Stoßzeiten durch Freunde unterstützt werden. Die Workshops, an denen jeweils bis zu 20 Leute teilnehmen, fanden bereits an unterschiedlichen Orten statt, zum Beispiel im Museum Fünf Kontinente, im Welcome Café der Kammerspiele, in Gemeinschaftsunterkünften und in der offenen Siebdruckwerkstatt der städtischen Jugendkultureinrichtung Die Färberei. Neben den eigenen Veranstaltungen war Peace of Paper auch beteiligt an einem Möbel-Personalisierungs-Workshop des Infocafés von Bellevue di Monaco, einem Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete und Einheimische. Student:innen der Hochschule München aus dem Fachbereich Industrie- und Kommunikationsdesign hatten in Zusammenarbeit mit Architekten und Industriedesignern Möbel für das Café entworfen. Zwecks Individualisierung der Stühle kamen hier Stempelmotive von Peace of Paper zum Einsatz, darunter auch Schriftzüge in verschiedenen Sprachen.

 

Zusätzlich zu den Geschenkpapieren und Karten hat Peace of Paper auch ein Spiel zum Deutschlernen entwickelt. Nach dem Memory-Prinzip können sich die Spieler:innen Objekte und Begriffe des täglichen Lebens auf unterhaltsame Weise einprägen.

 

Schöne Augen – in immer neuen Variationen

Der Verein hatte bei seiner Gründung nur eine einmalige Förderung für die Siebdruck-Materialien und Werkzeug in Anspruch genommen. Darüber hinaus finanziert sich das Freiwilligen-Projekt seitdem durch den Verkauf der Produkte selbst und spendet überschüssiges Geld an Hilfsorganisationen, die sich für Menschen entlang der Fluchtrouten einsetzen: Intereuropean Human Aid AssociationLesvos Solidarity und Sea-Watch

Das Engagement des Teams kommt also erstaunlich vielen zugute: Peace of Paper bietet nicht nur Hilfe für Neuankommende in Deutschland und kulturellen Austausch für Einheimische, sondern sorgt darüber hinaus auch für die Unterstützung von Geflüchteten in anderen Regionen Europas. Kleiner Verein, große Wirkung!

 

Infos:

Website 

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Saatguttüte: Tomate

 

Weitere Informationen

Designerin: Francesca Sanna